Geschichte des Festkomitee Hammer Karneval
1962 - bis Heute
Obwohl beim großen Stadtbrand 1741 und im Bombenkrieg 1944/45 die Stadtarchive vernichtet wurden, kann man doch sagen, dass der Karneval in Hamm älter ist als die Stadt selbst. Ihre Gründungsurkunde wurde am Aschermittwoch des Jahres 1226, am 4. März ausgefertigt, also als Ausklang der Fastnacht, die Graf Adolf mit seinen Getreuen gehalten hat. Wenn auch leider für Hamm genaue Angaben über den Karneval fehlen, so erscheinen immer wieder in den vergangenen Jahrhunderten, Verordnungen und Erlasse welche sich mit dem Karneval oder der Fastnacht befassen. Aber wie gesagt, genaues weiß man nicht.
Erst 1921 sammelten sich etwa 100 Personen, damals noch ausnahmslos Rheinländer, und gründeten den Rheinländer-Verein. Dieser lebte während des sogenannten 1000-jährigen Reiches auf privater Basis weiter und trat erst 1950 als Hammer Karnevalsgesellschaft (HKG) an die Öffentlichkeit. Zwei weitere Gesellschaften "Die närrische Kur" und die Heinzelmännchen lösten sich bald wieder auf. Erst die Gründung der KG Grün-Weiß Hamm im Jahre 1961 ergab neue Impulse.
In Absprache mit der Stadtverwaltung wurde 1962 der Festausschusses Hammer Karneval e.V. (FHK) gegründet, das war für unsere Karnevalisten in Hamm ein bedeutender Wendepunkt. Nachdem die Führung in der HKG gewechselt hatte, war der Weg frei für eine gemeinsame Arbeit der Karnevalisten und damit der Grundstein gelegt, Hamm für den Karneval zu gewinnen.
Die Hammer Karnevalsgesellschaft 1921/50 e.V. unter ihrem neuen Präsidenten Reiner Heinen, die "Närrische Kur" mit Präsident Karl Krüger und die damals erst 1 Jahr junge Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß, unter der Leitung ihres Präsidenten Heinz Holtmann, legten die Aufgaben der neu gegründeten Dachorganisation FHK fest. Dies waren die gemeinsame Durchführung der Stadtprinzen Proklamation, der Rathaussturm (Schlüsselübergabe) und die Organisation des Rosenmontagszuges.
Der erste gemeinsame Rathaussturm mit einem kurzen Umzug ging vom Richard- Matthai-Platz zum Rathaus. Durch die schweren Katastrophen, die den norddeutschen Raum heimsuchten, wurde der geplante Rosenmontagszug abgesagt. Die hierfür bereitgestellten Gelder wurden den Opfern zur Verfügung gestellt. Zwischenzeitlich löste sich die Karnevalsgesellschaft "Närrische Kur" auf, so dass die Hammer Karnevalsgesellschaft 1921 e.V. und die Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß, intensiv weiter arbeiteten.
Im Jahre 1963 wurden Arbeitsunterlagen und Satzungen für den Festausschuss ausgearbeitet und ein Vorstand gewählt. Diesem Vorstand gehörten als Präsident Reiner Heinen, 1. Vizepräsident Heinz Holtmann, 2. Vizepräsident Willi Steinbock und weitere sechs Mitglieder der beiden Gesellschaften an. Satzungen und Vorstand wurden am 3. Juni 1965 in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Hamm unter der Nummer 2 VR 497 eingetragen. Durch die gute Zusammenarbeit der beiden Gesellschaften konnte der Rosenmontagszug 1965 schon mit 15 Festwagen und kleinen Gruppen aufwarten. Drei Musikzüge, drei Spielmannszüge und ein Fanfarenzug begleiteten die begeisterten Karnevalisten durch die Straßen der Stadt. Acht Zentner Bonbons wurden unter die vielen begeisterten Zuschauer geschmissen, die mit schunkelten und sangen.
Im Jahr 1966 wurde die Gesellschaft "Blaue Funken Hamm", angeführt von Präsident Josef (Bubi) Kemper, gegründet und später im Jahre 1968 in den Festausschuss aufgenommen. Durch die gemeinsame unermüdliche Arbeit aller Gesellschaften, die Unterstützung der Stadt Hamm, der Polizei, von Unternehmern und vielen Freunden, konnte bereits der Rosenmontagszug 1967 einen bis dahin nie erwarteten Erfolg erzielen. 25 Festwagen und bunt gekleidete Fußgruppen, Musikzüge und Fanfarenzüge zogen in bunter Reihenfolge durch die Straßen der Stadt. 20 Zentner Bonbons wechselten mit kräftigen "Helau" Rufen die Besitzer. Ein toller Erfolg für die oft falsch beurteilten "sturen" Westfalen.
Über 10 Jahre hatte Reiner Heinen als Präsident die Führung des Festausschuss geleitet und hat durch seine gute intensive Arbeit mit seinen Vorstandskollegen maßgeblich den positiven Werdegang des FHK geprägt. Leider setzte der plötzliche Tod im Dezember 1973 seiner guten Arbeit ein viel zu frühes Ende. Ihm zu Ehren und zur Erinnerung gibt es seit 1985 den Reiner Heinen Gedächtnispreis als höchste Auszeichnung für verdiente Hammer Karnevalisten.
Um aus der Dreier-Gesellschaft im FHK während der 60er Jahre ein gutes Dutzend zu machen, mussten einige Jahre ins Land gehen. 1971 traten der C.C. Schwarz-Gold Bad Hamm, 1972 der Club ehemaliger Prinzenpaare, 1973 der Heessener Karneval Club und die KG Rot-Weiß Bockum-Hövel dem FHK bei. Dazu kamen 1975 der C.C. Grün-Weiß Herringen und 1977 der K.C. De Jecken. Weitere Gesellschaften wie der KV Gelb-Blau Werne, die Schwarzen Schafe Werne, die Lachende Heimat Hamm, die Herringer Jecken und die Hammer Narrenzunft machten das Dutzend voll. Aus dem Festausschuss Hammer Karneval wurde das Festkomitee Hammer Karneval.
In den folgenden Jahren gab es dann leider einige Änderungen. Die Hammer Karnevals-Gesellschaft, der CC De Jecken, der Club ehemaliger Prinzenpaare und der Heessener Karnevals Club lösten sich auf. Die Schwarzen Schafe Werne, die Lachende Heimat Hamm und der CC Schwarz- Gold Bad Hamm traten aus. Die Herringer Jecken wurden durch einstimmigen Beschluss ausgeschlossen. Im FHK verblieben 6 Vereine und zwar die KG Grün-Weiß Hamm, die KG Blaue Funken Hamm, die KG Rot-Weiß Bockum-Hövel, der CC Grün-Weiß Herringen, die Hammer Narrenzunft und der KV Gelb-Blau Werne. Durch Sturm (1990) und Golfkrieg (1991) fielen Rosenmontagszüge aus und das bis dahin an sich gute Niveau bei den Rosenmontagszügen im Hammer Karneval hatte stark gelitten. Im Jahre 1996 trat der damalige FHK-Präsident Reinhard Heermann nach 20 Jahren zurück und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Nun startete der neue Vorstand unter der Leitung des neuen Präsidenten Heinz Winterroth mit überarbeiteter Satzung den Versuch das etwas aus dem Ruder gelaufene Narrenschiff wieder auf Kurs zu bringen. Schon der nächste Rosenmontagszug 1997 unter dem Motto „Jetzt erst recht“ zeigte, dass die Neuausrichtung erste Erfolge verzeichnen konnte. Der Umzug fand nach Jahren wieder die Zustimmung der Bevölkerung. Besonders ein neugeschaffenes Festzelt an der Pauluskirche zum Ende des Rosenmontagszuges wurde sehr gut angenommen, dadurch konnte die Finanzlage des FHK etwas verbessert werden. Das Festzelt ist bis heute eine feste Größe im Hammer Karneval und nicht mehr wegzudenken. Weiberfastnacht, Rathaussturm und Rosenmontagsfete werden dort nicht nur von Karnevalisten ausgiebig gefeiert.
Dies hatte auch Einfluss auf die Ernennung der Stadtprinzenpaare. Es war immer öfter ein Problem (finanzieller Art), geeignete Prinzenpaare zu finden. Ein neu eingeführtes Finanzierungskonzept erlaubte es fortan bis heute allen Hammer Bürgern sich als Prinzenpaar zu bewerben. Sie werden jeweils am 1. Samstag nach dem 11.11. eines jeden Jahres in einem festlichen Programm in der Bürgerhalle Pelkum proklamiert.
Bis auf das Jahr 2009 konnten jeweils Stadtprinzenpaare gefunden werden, welche die Farben der Stadt Hamm weit über die Stadtgrenzen hinaus würdig vertreten haben, sei es im Landtag NRW, in den vielen Ruhrgebietsstädten, in anderen Bundesländern und im Ausland. Ein wichtiger Höhepunkt ist u.a. das Prinzentreffen des Bund Ruhr Karneval, was jährlich im Januar stattfindet.
Seit 2008 war (außer im Jahre 2014) auch die Proklamation eines Stadt-Kinderprinzenpaares möglich. Auch unsere jungen närrischen Oberhäupter haben unseren Hammer Karneval hervorragend vertreten. Sie besuchen mittlerweile ebenfalls den Landtag in Düsseldorf, das Kinderprinzentreffen des Bund Ruhr Karneval und viele Veranstaltungen in Hamm und Umgebung. Der Höhepunkt für beide Prinzenpaare ist und bleibt aber der Rosenmontagszug.
Als im Jahr 2011 durch den Tod von Präsident Heinz Winterroth das FHK plötzlich ohne Führung war, übernahm Karl-Heinz Kaspers zunächst kommissarisch die Leitung des Komitees. In einer vorgezogenen Wahl wurde er dann 2012 zum Präsidenten des FHK gewählt. Dieses Amt führt er bis heute mit Bravour aus.
Mit der Amtsübernahme 2012 vergrößerte Karl-Heinz Kaspers zunächst erstmal den Vorstand, so dass die Verantwortung für die umfangreiche Arbeit des FHK auf mehreren Schultern verteilt wurde. Dies war eine richtige Entscheidung was sich auch in den Erfolgen besonders des Rosenmontagszuges niederschlug. Auch eine Absage des Rosenmontagszuges 2016 wegen Sturmwarnung konnte die Karnevalisten nicht zurückwerfen, so konnte man in 2017 den bis dahin größten Zug aller Zeiten präsentieren.
Für die Planungen und Durchführung hatte sich Präsident Kaspers mittlerweile neben der Verwaltung, mit starker Unterstützung durch den Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann, auch das Stadtmarketing Hamm ins Boot geholt. Denn weil gerade das Aufbringen der finanziellen Mittel in unserer Zeit immer schwieriger wird, ist es von großer Wichtigkeit breiter aufgestellt zu sein.
Auch das jahrelange Problem zweier Rosenmontagszüge konnte inzwischen gelöst werden. Seit vier Jahren findet in Bockum-Hövel nun ein Rosensonntagszug statt und einen Tag später der Rosenmontagszug in Hamm. Gegenseitig unterstützt man sich mit Wagen und Fußgruppen, was für jeden Zug hilfreich ist und in der Bevölkerung für positive Resonanz gesorgt hat. Auch konnte das Komitee den KC Rote Funken aus Bockum-Hövel als neues Mitglied verzeichnen, während der KV Gelb-Blau Werne das Komitee verlassen hat. Somit gehören dem Festkomitee immer noch 6 Vereine an.
Aber auch wenn Rat und Verwaltung der Stadt Hamm, die Sparkasse Hamm, sowie einzelne Gastwirte und Unternehmen dem Karneval wohlwollend gegenüberstehen, so reichen die zur Verfügung gestellten Mittel kaum noch aus, alle Kosten zu decken, zumal es auch immer wieder neue Auflagen für die Veranstaltungen gibt. Einzelne Karnevalisten tragen ohnehin schon einen Großteil der Kosten durch ehrenamtlichen Einsatz, Kosten für das Wurfmaterial etc. So wird es wichtig sein neue Sponsoren zu finden besonders für unsren Hammer Rosenmontagszug.
Im Jahr des nunmehr 55-jährigen Bestehens des Festkomitees Hammer Karneval, welches am 18.11.17 in der Bürgerhalle Pelkum mit der Prinzenproklamation gefeiert wurde, gab es auch ein neues Mitglied zu vermelden. Neu dabei ist der gerade gegründete Hammer PrinzenRat, ein Verein der in erster Linie für alle ehemaligen Stadtprinzenpaare und auch ehemaligen Kinderprinzenpaare gegründet wurde, aber auch ehemaligen Präsidenten eine „Bleibe“ bieten will.
In der Generalversammlung 2018 konnte Präsident Karl-Heinz Kaspers wieder auf eine tolle Session zurückblicken. Anlässlich des 55-jährigen Jubiläums führte das FHK erstmals eine Schifffahrt mit der Santa Monika durch, diese wurde gut angenommen. Erstmals gab es auch mit Carsten I. (Blaue Funken) und Moni I. (KG Grün-Weiß Hamm) ein Prinzenpaar aus zwei Vereinen.
Karl-Heinz Kaspers übergibt sein Amt als Präsident 2018 an seinen bisherigen Vizepräsidenten Eckhard Schüler ab. Dieser wird einstimmig in das Amt des Präsidenten gewählt. Karl-Heinz Kaspers wird auf der Prinzenproklamation 2018 aufgrund seiner Verdienste um den Hammer Karneval zum Ehrenpräsidenten ernannt. Die KG Narrenzunft Rot-Gold Bergkamen e.V. wird neues Mitglied im Festkomitee Hammer Karneval.
Das erste Jahr als Präsident war für Eckhard Schüler mit Höhen und Tiefen verbunden. So waren alle Veranstaltungen gut verlaufen, es konnten wieder viele neuen Freundschaften mit Vereinen aus verschiedenen Städten geschlossen werden, es wurden der Landtag NRW und der Bundestag besucht, lediglich der Rosenmontagszug 2019 sollte unserem Präsidenten Kopfschmerzen bereiten. Dieser sollte nämlich aufgrund einer Sturmwarnung abgesagt werden. Nach einigem hin und her konnte der Zug aber noch mit zweistündiger Verspätung erfolgreich durchgeführt werden.
Als weiterer Verein im FHK wurde 2019 der CC Weiß Rote Jecken 2014 e.V. aufgenommen. In der Session 2019/2020 gab es zum zweiten mal nach Wilfried I. (Reisner) und Karin I. (Söhnel) mit Uwe II. (Stomin) und Stefanie I. (Wagner) wieder ein Prinzenpaar aus den Vorstandsreihen des FHK.
Mit der Firma VW Franken konnte ein neuer Sponsor gefunden werden, der erstmals 2019/2020 für die Mobilität des Prinzenpaares durch die Bereitstellung eines VW Busses gesorgt hat und das auch in Zukunft machen möchte.
Zum Schluss ein Blick in die Zukunft:
Das FHK würde sich freuen, wenn andere Vereine, egal ob Schützenvereine, Sportvereine, Kegel- oder Sparclub etc., eine Bereitschaft entwickeln würden an unserem schönen Hammer Rosenmontagszug als Fußgruppe oder mit einem Wagen teilzunehmen. Dies gilt natürlich auch ganz besonders für Schulen. Die Teilnahme am Zug ist grundsätzlich kostenlos. Lediglich für Kleidung und Wurfmaterial muss jeder selbst sorgen. Wurfmaterial kann aber auch über das FHK bezogen werden.
Der Hammer Karneval wird auch dadurch nicht weltberühmt werden, aber es würde zeigen, dass wir Karnevalisten nicht alleine stehen und der Karneval auch in Hamm eine Zukunft hat, vor allem jeder seinen Spaß haben kann.